Höchsttemperaturen plus zwei bis plus sieben

Woh, was war das für eine Nachricht am Morgen. Heute sollte es Höchsttemperaturen geben. Plus zwei bis plus sieben Grad. Zugegeben, an einem anderen Tag wäre es mir nicht wert gewesen, diese Temperaturangaben mir auch nur anzuhören. Aber nachdem es gestern wieder lausig kalt war, hörte sich die Wetterprognose ganz vielversprechend an. Und sie stimmte sogar. Heute konnte man in Leipzig zum ersten Mal seit Wochen den Eindruck bekommen, dass die Stadt auch andere Wetter außer Winter kennt. Zugegeben, das Schneeweiß, das die letzten Tage und Wochen die Straßen und Gehwege bedeckte, hatte auch was. Aber gegen Frühling habe ich auch nichts einzuwenden :-)

Straßenbahn fahren

In jeder Stadt hat die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel so ihre Besonderheit. Schaffen es die Kölner Verkehrsbetriebe, kurz KVB genannt, unpünktlich zu sein oder Passagiere einfach am Bahnsteig stehen zu lassen oder erst gar nicht zu fahren, so gibt es es Leipzig eine Besonderheit, der ganz anderen Art, die in den ersten Tagen dazugeführt hat, dass ich Bahn ohne mich fuhr...

Kommen mehrere Bahnen hier zur selben Zeit am selben Bahnsteig an, so empfiehlt es sich keineswegs am Bahnsteig vorne stehen zu bleiben und zu warten, dass die Bahn kommt und vorne hält. Die Leipziger Besonderheit besteht darin, dass wenn zwei Bahnen zur gleichen Zeit kommen, die Fahrgäste, die mit der hinteren Bahn fahren wollen, dort hinlaufen müssen. Ansonsten fährt die Bahn einfach an einem vorbei! Außerdem scheinen die Straßenbahnfahrer sehr pünktliche Leute zu sein, sie fahren lieber eine Minute zu früh als zu spät los. 

Das ist doch eine tolle Nachricht. Kaum hat das Jahr 2010 angefangen, setzt die "New York Times" Leipzig auf Platz 10 der Plätze dieser Welt, die man in diesem Jahr besuchen kommen sollte. Leipzig ist der einzige deutsche Ort und rangiert noch vor Istanbul, was in diesem Jahr immerhin europäische Kulturhauptstadt ist. Und der Grund für so viel Ehre? Leipzig hat in 2010 einige kulturelle Highlights zu bieten: Los geht es im März mit der Leipziger Buchmesse. Im April zeigt das Museum der bildenden Künste eine Retrospektive des Leipziger Malers Neo Rauch, dem Begründer der neuen Leipziger Schule, die in den letzten 10 Jahren Leipzig als Kunststadt weltweit berühmt gemacht hat. Und wer es schon zur Ausstellung schafft, sollte sich auch den Rundgang durch die ehemalige Baumwollspinnerei, in der heute elf Galerien und 100 Ateliers und Wohnstätten beheimatet sind, nicht entgehen lassen, sagen zumindest die Kritiker der New York Times.

Im Juni kommen Freunde der klassischen Musik auf ihre Kosten, wenn anlässlich des Bachfests dem 325. Geburtstag von Johann Sebastian Bach und des 200. Geburtstags von Robert Schumann gedacht wird. Ach ja und auch das Bachmuseum soll neu eröffnet werden. 

Aber auch an der modernen Musikfront macht Leipzig Furore: Anfang Mai gibt es die PopUp und zwei Independent Musik Labels sind in der Bachstadt zuhause.

Immer noch nicht genug? Mehr als 100 000 Besucher werden im Juni - parallel zum Bachfest - zur Weltleitmesse Interschutz erwartet. Was das ist? Ein Branchentreffen für Feuerwehrleute und solche, die für Sicherheit sorgen. 

Und weil es bei so viel Besuchern mit Hotelbetten eng werden könnte, will die Stadt an eine DDR-Tradition anknüpfen und sucht gerade "Bettenmuttis", also Leipziger, die bereit sind, die Gäste aus aller Welt, bei sich zu Hause zu empfangen. Das ist einiges zu erwarten... Na dann: herzlich willkommen!